Ensemble für Intuitive Musik Weimar

Karlheinz Stockhausen’s Zyklen Intuitive Musik

Das Ensemble wurde 1980/81 gegründet, um in der DDR für tabuisierte Avantgardemusik und vor allem die Werke von Karlheinz Stockhausen einzutreten. Dabei erwies sich die Beschäftigung mit seinen Zyklen Intuitiver Musik Aus den sieben Tagen (1968) und Für kommende Zeiten (1968 – 1970) als eine Art Urknall, der das kreative Potenzial innerhalb der Gruppe mobilisierte.

Es ist eine Musik, die im Moment der Aufführung entsteht, durch verbale Spielanweisungen des Komponisten über eine Struktur verfügt, die bei jeder Interpretation erneut von den Musikern mit eigenen musikalischen Ideen und pulsierendem Leben zu füllen ist.

Stockhausen verfolgte damit das Ziel, die Interpreten – wie Radioapparate – an die schöpferischen Ströme anzuschließen, die er als Komponist empfängt.

Nach dem Fall der Berliner Mauer hatte die Gruppe zwei Probenphasen mit Stockhausen und konnte 2005 sechs Stücke aus Für kommende Zeiten auf CD einspielen, wobei er die Klangregie übernahm.

Live-Elektronik: Klanggestaltung in Echtzeit

Von Anfang an war Live-Elektronik (Klang-Bearbeitung in Echtzeit) ein wesentlicher Faktor, durch die nicht nur eine Fülle neuer Klangfarben entsteht, sondern auch bisher kaum vorstellbare Kommunikationsprozesse zwischen den Musikern ausgelöst werden können. Das im Computer befindliche mobile Studio wird als Musikinstrument eingesetzt. Technik fungiert nicht mehr als ergänzendes Beiwerk, sondern als Bestandteil des instrumentalen Wechselspiels, gepaart mit der Bewegung der Klänge im Raum über eine mehrkanalige Beschallung.

Kunst und Literatur als Inspiration

Ging es in den Anfängen hauptsächlich um rein musikalische Projekte, wurden ab Mitte der 1980er Jahre Impulse von Bauhaus, Dada und anderen aktuellen Kunstströmungen in Performances und Happenings integriert. Inspirationsquellen für klingende Reflexionen waren Grafiken, Gemälde, Collagen, Skulpturen, Plastiken, künstlerische Fotografien, aber auch literarische Texte. Es ging um die Beziehung zwischen den Künsten und ihre wechselseitige Durchdringung, oft in direkter Interaktion mit Poeten, Tänzern oder simultan schaffenden bildenden Künstlern.

Ein Schlüsselerlebnis waren Begegnungen mit dem Bauhäusler Kurt Schmidt (1901–1991), der in seinem Mechanischen Ballett (1923) die Schichtung zweidimensionaler Räume durch bewegte, abstrakte Bilder behandelte. Auch die Visionen von Lászlo Moholy-Nagy (1895 – 1946) zur Synthese von Form, Bewegung, Ton, Licht und Farbe als Gesamtkunstwerk inspirierten neue Projekte im Zusammenspiel von Tanz, Bild- und Videoprojektion, bis hin zur Nutzung der Kuppeln der Jenaer und Berliner Zeiss-Planetarien.

Die Suche nach besonderen Orten

Besonderer Orte, an denen Musiker und Hörer sich gleichfalls in einem ungewöhnlichen Ambiente befinden, beflügeln die Kreativität des Spielens und Wahrnehmens.

Das Finden und Erobern neuer Spielstätten und deren oft erstmalige Konzertnutzung durchzieht das Wirken der Gruppe, die neben traditionellen Konzert- und Kirchenräumen auch in Parks, Planetarien, dem Salzbergwerk Sondershausen, der Parkhöhle Weimar und Industriedenkmälern verschiedener Städte auftrat.

Seit 1988 hat das Ensemble im Dialog mit Klängen der Natur viele Parkmusiken und Wandelkonzerte durchgeführt. Darüber hinaus gestaltete es große Open Airs mit Licht-, Ton- und Bühnentechnik, die z.B. in einem Lavafeld in Mexico City, im Steinbruch Weimar-Ehringsdorf, im Englischen Garten Meiningen oder im Ratssteinbruch zwischen Ilmenau und Manebach vor zahlreichen Zuhörern stattfanden.