Die Komposition Nachts setzt sich intensiv mit den Texten des österreichischen Dichters Georg Trakl auseinander – es ist bereits mein drittes Werk, das seinen Gedichten gewidmet ist. Trakl beschreibt eine Gefühlswelt, die mich in besonderem Maße fasziniert, da sie Elemente von Untergang und Hoffnung vereint. Mit musikalischen Mitteln möchte ich eine Klanglandschaft erschaffen, die den Texten entspricht, ohne sie direkt zu illustrieren oder zu vertonen – vielmehr verwende ich die Sprache selbst als Klangmaterial.
Für das Tonband kamen Aufnahmen der Originalinstrumente (Violoncello, Baßklarinette, Schlagzeug), der Trakl-Texte, vorgetragen von verschiedenen Sprechern und Sängern, sowie rein synthetische Klänge zum Einsatz. Von jedem Soloinstrument wurden vier Schichten komponiert und eingespielt, die sich im Laufe des Stücks um das Publikum bewegen. Zusammen mit den Solisten entsteht so der Eindruck von fünf Cellisten, fünf Baßklarinettisten und mehrfach geschichtetem Schlagzeug. Auch der Umgang mit den Texten erfolgt in einer vierstimmigen Polyphonie, die eine Rotation um die Zuhörer beschreibt.
Das gesamte musikalische Material basiert auf drei viertönigen Akkorden, die gemeinsam die 12-Tonskala bilden.
Nachts wurde für drei Musiker des ASKO-Ensembles Amsterdam – den Cellisten Taco Kooistra, den Baßklarinettisten Harry Sparnaay und die Schlagzeugerin Peppie Wiersma – geschrieben und am 25. Januar 1994 in Amsterdam uraufgeführt.